H. Wölfflin, Prolegomena zu einer Psychologie der Architektur, München, 1886, 50 p.
Den Gegenstand der vorliegenden Betrachtungen bildet die Frage, die mir immer als eine überaus merkwürdige erschien : Wie ist es möglich, dass architektonische Formen Ausdruck eines Seelischen, einer Stimmung sein können ?
Ueber die Thatsache darf kein Zweifel sein. Nicht
nur bestätigt das Urteil des Laien aufs entschiedenste,
dass jedes Gebäude einen bestimmten Eindruck mache, vom
Ernsten, Düstern bis zum Fröhlich-Freundlichen — eine
ganze Skala von Stimmungen, sondern auch der Kunsthistoriker
trägt kein Bedenken aus ihrer Architektur Zeiten
und Völker zu charakterisiren. Die Ausdrucksfähigkeit
wird also zugegeben. Aber wie ? Nach welchen Prinzipien
urteilt der Historiker ? [...]