Professor, Dr. Sebastian Klotz
19.04.2017 — 19.07.2017
Inhalt : Rhythmus ist bisher in erster Linie als inhärentes musikalisch-sprachliches Gliederungsprinzip beschrieben worden. Seit kurzem wird in der Forschung jedoch untersucht, wie rhythmisches Verhalten zustande kommt und wie man es theoriegeleitet untersuchen kann. In systemtheoretischer Sicht erscheint rhythmisches Verhalten als praktizierte Konsensualität (Hans Ulrich Gumbrecht), da man im Moment rhythmischer Erfahrung und Absorption den Rhythmus selbst gar nicht beobachten kann. Darüber hinaus gibt es Zugänge, die (1) Rhythmus gar nicht mehr mit Zeitlichkeit in Verbindung bringen, sondern mit der Markierung eines Territoriums und (2) rhythmische Strukturiertheit nicht mehr als Regelmässigkeiten ableiten, sondern aus Störungen dieser Regelmässigkeiten.
Das Seminar diskutiert die vielschichtigen Neuakzentuierungen der Rhythmus-Thematik, die in Zuge der situated embodied cognition und der Untersuchung von musical joint action starke Impulse erhalten hat.
Literatur
Seidel, Wilhelm, „Rhythmus“, in : Ästhetische Grundbegriffe. Historisches Wörterbuch in sieben Bänden, Hrsg. von Karlheinz Barck, Bd.5, Stuttgart 2003, S. 291-314.
Pfleiderer, Martin, Rhythmus. Kultur- und Medientheorie. Psychologische, theoretische und stilanalytische Aspekte populärer Musik, Bielefeld 2006 (Kultur- und Medientheorie).
Primavesi, Patrick und Simone Mahrenholz (Hrsg.), Geteilte Zeit. Zur Kritik des Rhythmus in den Künsten, Schliengen 2005.
Fischinger, Timo, Zur Psychologie des Rhythmus – Präzision und Synchronisation bei Schlagzeugern, Kassel 2009.
Müller, Katharina und Gisa Aschersleben (Hrsg.), Rhythmus. Ein interdisziplinäres Handbuch, Bern 2000.
Volmar, Axel, Zeitkritische Medien, Berlin 2009 (Berliner Programm einer Medienwissenschaft 9.0, Bd. 5).
Brüstle, Christa, Nadia Ghattas, Clemens Risi und Sabine Schouten (Hrsg.), Aus dem Takt. Rhythmus in Kunst, Kultur und Natur, Bielefeld 2005.
Keller, Peter E., “Joint action in music performance”. In : F. Morganti, A. Carassa, & G. Riva (Eds.), Enacting intersubjectivity : A cognitive and social perspective to the study of interactions, Amsterdam 2008 (=Emerging Communication : Studies in New Technologies and Practices in Communication, 10).
Gumbrecht, Hans Ulrich, „Rhythmus und Sinn“, in : Materialität der Kommunikation, hrsg. von H. U. Gumbrecht und K. L. Pfeiffer, Frankfurt/M. 1988, S. 714-729.