Le texte de l’article de Marco Agnetta & Nathalie Mälzer « Henri Meschonnics holistischer Rhythmusbegriff und einige seiner Implikationen für die Translationswissenschaft » paru dans B. R. Gibhardt (Hrsg.), Denkfigur Rhythmus : Probleme und Potenziale des Rhythmusbegriffs in den Künsten, Hannover, Wehrhahn Verlag, 2020, pp. 105-115 est accessible gratuitement ici.
»Du musst alles hundert Mal sprechen, ins eigene Ohr. Du kannst vergessen, was die Worte bedeuten. Nennen wir es : das semiotische Dreieck zerschlagen.« So lauten Krusos poetologische Ratschläge an die Hauptfigur Ed in dem 2014 erschienenen Romanerstling von Lutz Seiler. 1 »Das semiotische Dreieck zerschlagen « , unter diesem Motto ließe sich, gewiss etwas kurz gefasst, auch ein wesentliches Ziel beschreiben, das der Dichter, Sprach- und Übersetzungstheoretiker Henri Meschonnic (1932–2009) mit seinem umfangreichen Œuvre zeitlebens verfolgt hat. Dem aus seiner Sicht totalitären Zeichendenken – in dem Sinne, als es für sich allein beansprucht, Sprache begreiflich zu machen – stellt er einen Rhythmusbegriff gegenüber, auf dem seine Theorie und Praxis stets verbindende Auffassung von Sprache gründet. Diese Konzeption von Rhythmus ist von der Translationswissenschaft, insbesondere in Deutschland, bisher kaum rezipiert worden. Im Folgenden gilt es daher, in aller Kürze den Ursprung von Meschonnics Rhythmuskonzept nachzuzeichnen, bevor die Fragen aufgeworfen werden, ob und wie seine gegen das Zeichendenken gerichteten Theoreme dennoch Eingang in eine heute stark semiotisch geprägte Translationswissenschaft finden können. Dabei sollen die Konsequenzen betrachtet werden, die sich aus einem Weiterdenken der mit Meschonnics Rhythmusbegriff verknüpften Implikationen für die Translationswissenschaft und ihre Didaktik ergeben, und aufgezeigt werden, wie seine Theoreme die Translationswissenschaft bei der Entwicklung einer holistischen, innerdisziplinäre Grenzen überwindenden Theorie befruchten können. [...]